02.05.2008

Liebe Abendzeitung,...

Das Entsetzen über den Inzestfall von Amstetten in Österreich ist riesengroß. Wie kann so etwas überhaupt passieren? Hat das wirklich niemand bemerkt? Auf einmal ist alle Welt fassungslos angesichts eines solchen jahrzehntelangen Verbrechens. Der Täter hat einen Namen und ein Gesicht, doch die Öffentlichkeit will sich damit nicht begnügen. Da muss es doch noch mehr Schuldige geben, meint die geschockte Volksmeinung, weitere Familienmitglieder, Behörden oder Nachbarn? In Leserbriefen streitet man gar darum, ob der Begriff „Untiefe“ oder „Abgrund“ geeigneter wäre, das Ungeheuerliche zu beschreiben.Aber was soll eigentlich die ganze Aufregung jetzt? Als ob uns diese Nachrichten ganz plötzlich aus einem friedlichen Dornröschenschlaf geweckt hätten. Dabei erfahren wir doch tagtäglich, wie sich Mord und Totschlag auf dieser Welt ausbreiten: Kabul, Bagdad, New York und 9.11., Sudan, die Aufzählung ist letztlich so endlos wie die menschliche Phantasie grausam sein kann. Es gibt ja doch nur eine Strategie: Wir – ich sage mal, die Guten – bleiben am Ball, werden noch aufmerksamer und einfallsreicher und hören nie auf, dem Unmenschlichen eine noch größere Menschlichkeit gegenüberzustellen.


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