31.10.2008

Liebe Abendzeitung,...

Süßes oder Saures? Dürfen anständige Christen „Halloween“ feiern oder ist das gleich wieder ein Sakrileg? Dieses neumodische Zeugs aus Amerika spaltet die Gemüter. Vor allem eher konservativ eingestellte Christen sehen schon die christlichen Feiertage schwer gefährdet. Aber wieso denn eigentlich gleich wieder Angst und Panik machen, wo doch alles so nahe beieinander liegt?
Halloween, der Abend vor Allerheiligen („all holys evening“) treibt heute seine lustigen Spielchen mit den Schrecken der Dunkelheit, die einem Menschen buchstäblich in die Glieder fahren können. Allerheiligen stellt dann morgen etwas besinnlicher fest, dass ja jeder Mensch einmal sterben wird. Gott hat nun mal nichts Unsterbliches auf dieser Erde erschaffen. Trotzdem geht kein Mensch verloren. Darum ziehen wir morgen in Scharen zu unseren Toten auf den Friedhof hinaus! Also: Passt das jetzt zusammen oder nicht? Bei uns in der Pfarrei jedenfalls sind viele Kinder unterwegs, die heute abends Süßes oder Saures an den Haustüren erbitten und schon in wenigen Monaten als Sternsinger verkleidet wieder durch die Straßen gehen, um ein fröhliches Weihnachtslied von der Geburt des Sohnes Gottes zu trällern. Nur etwas unkomplizierter und alles geht. „Just do it!“, „Mach´s einfach!“, sagt man übrigens dazu in Amerika.


Liebe Abendzeitung,...

Der Karfreitag heißt bei ihnen „Happy Kadaver Day“, an Maria Himmelfahrt feiern sie „Mariechens Fahrt zum Mond“ und das Fest Allerheiligen ist für sie nur ein Synonym für die traditionelle „Gräberralley“, dem ultimativen Abschluss der alljährlichen Rennsaison! Jugendliche haben ihre eigene Sprache, wenn es darum geht, ihnen unverständliche Inhalte zum Ausdruck zu bringen. Solche Ausdrücke mögen originell sein, hilfreich zum besseren Verstehen sind sie mit Sicherheit nicht.Natürlich fehlt einem noch jungen Menschen zunächst das Verständnis, wieso er morgen wieder einmal stundenlang an einem Grab herumstehen soll, vor allem wenn er noch nie mit dem Thema Sterben und Tod direkt konfrontiert wurde. Verstehen jedoch wird er, dass es für ein sinnerfülltes Leben unersetzbar wichtig ist, nicht übersehen und vergessen zu werden. Weder im Leben noch im Tod. Menschen, die ihre Verstorbenen an ihrem letzten irdischen Ort auf dieser Welt aufsuchen, geben letztlich dem Leben die Ehre. Es war wichtig und richtig, wie sie ihr Leben geführt haben. Darum lohnt sich auch unsererseits jedweder Einsatz für unsere Gesellschaft. Kirchliche Feiertage können durchaus sehr profan und allgemeinverständlich erläutert werden – auch kritisch denkenden Jugendlichen gegenüber.


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