Liebe Abendzeitung,...
Na also, geht doch! Der von Rom zum Weihbischof von Linz ernannte erzkonservative Pfarrer Gerhard Maria Wagner hat sein Amt rechtzeitig vor seiner Weihe wieder zurückgegeben. Der massive Protest des Kirchenvolkes - Laien wie Kleriker -, etliche Übertritte zur evangelischen Kirche und leider auch viele Kirchenaustritte haben den von Rom ausgesuchten Kandidaten zum Umdenken gebracht. Seine für viele Menschen völlig unverständlichen theologischen Vorstellungen werden jetzt doch nicht zu bischöflichen Verlautbarungen. Ein immenser Schaden wäre wohl der Kirche von Österreich erspart geblieben, hätten schon vor ihm ein Bischof Krenn oder ein Kardinal Groer damals ebenso freiwillig auf ihr Amt verzichtet. Die Kirche in der Alpenrepublik hat deutlich gemacht, dass sie nur solche Diener brauchen kann, die die Menschen auch wirklich verstehen. Eine hierarchisch aufgebaute Kirche ist zwar keine demokratisch gestaltete Zivilgesellschaft im modernen Stil und wird es auch nie sein. Der Fall zeigt aber, dass sich Christen im 3. Jahrtausend nicht als zahlende Herde ohne Stimm- und Meinungsrecht verstehen. Kirche wird nicht einfach so von oben gemacht, sondern entspringt dem Glaubenssinn des Gottesvolkes. Das sieht Rom wohl auch so.